Arbeitsgruppen

„Kommunaler Klimaschutz“ von Bündnis 90 / Die Grünen im Landkreis Reutlingen

Doppelter Gewinn: Solarmodule auf Grünland

Auf Einladung der Arbeitsgruppe „Kommunaler Klimaschutz“ von Bündnis 90 / Die Grünen im Landkreis Reutlingen besichtigte eine Gruppe interessierter Gemeinderät*innen und Landwirte die Agri-Photovoltaik Anlage der Energiegenossenschaft Solverde Bürgerkraftwerke Donaueschingen-Aasen GmbH, seit 2020 am Netz.

Angesichts der aktuellen Lage hat sich der Druck, rasch von fossilen Energien unabhängig zu werden, stark erhöht. Erneuerbare Energien wie Windenergie und Photovoltaik sollen ausgebaut werden.  Bei der Suche nach geeigneten Flächen kommen neben forstwirtschaftlichen Flächen für die Windkraft landwirtschaftliche Flächen für die Photovoltaik verstärkt in den Fokus. Im Gegensatz zur Flächen-Photovoltaik – wie z.B. an Autobahnen zu sehen – sind bei der Agri-Photovoltaik die Flächen auch landwirtschaftlich nutzbar, also doppelter Nutzen.

Landwirte, die heutzutage mehr denn je unter großem Druck stehen, machen sich Gedanken, wie das mit ihrer Betriebsorganisation vereinbar sein könnte. Ein Vertreter der Betreibergesellschaft gab bereitwillig auf die vielen Fragen Antwort.

Der Anblick der europaweit größten Anlage dieser Art war beeindruckend: Senkrechte, zweiseitige Solarmodule in Ost-Westrichtung mit 10 m Abstand sind in langen Reihen auf insgesamt 14 Hektar aufgeständert. Durch diese Anordnung werden die Erträge der ansonsten bevorzugt nach Süden ausgerichteten PV-Anlagen durch Leistungsspitzen in den Morgen- und späten Nachmittagsstunden ergänzt. Dies trägt zur Netzstabilisierung bei.

Momentan wird die Fläche als Grünland genutzt, das zweimal jährlich gemäht wird und als Viehfutter dient.  Ertragseinbußen gab es 2021 nicht, im Gegenteil:  auf einer Vergleichsfläche ohne Solarmodule war der Ertrag sogar niedriger. Der Eingriff in den Boden ist minimal, da nur Metallträger in den Boden gerammt werden. Versuche mit Ackerbau-Kulturen laufen derzeit unter wissenschaftlicher Begleitung durch die Universität Hohenheim an anderen Orten in Deutschland.

An manchen abgelegenen Standorten könnte die notwendige Netzanbindung problematisch werden, denn der Strom muss natürlich auch zu den Verbraucher*innen gebracht werden. Synergien könnten dadurch geschaffen werden, dass Agri-PV mit Windkraftanlagen kombiniert werden.

Die Doppelnutzung von Grünland durch Agri-PV sei auch finanziell durchaus interessant: Derzeit seien für entsprechende Flächen Pachtpreise von um die 1000 € pro Hektar möglich.

Die Teilnehmenden der Exkursion werden sich in ihren Kommunen dafür einsetzen, dass Kommunalverwaltung und Gemeinderäte geeignete Flächen suchen und die baurechtlichen Voraussetzungen schaffen, damit diese Ressourcen- und Umwelt schonende, kluge Doppelnutzung von Grünland zur Energieerzeugung verbreitet wird.